Gedenktag für Baienfurter NS-Opfer am 25.01.2017

Veröffentlicht am 03.02.2017 in Allgemein

Geben wir den Opfern ihre Würde zurück

Rund 30 Baienfurterinnen und Baienfurter aber auch Gäste aus den umliegenden Gemeinden sind der Einladung der SPD gefolgt und haben in einer Feierstunde der Baienfurter Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Eingeladen hatten die Ortsvereinsvorsitzende Brigitta Wölk sowie die Kreisvorsitzende und Bundestagskandidatin Heike Engelhardt. Im evangelischen Gemeindehaus hieß Pfarrer Eberhard Seyboldt die Gäste willkommen und dankte ihnen, dass sie die Erinnerung an die Verfolgten, Ausgegrenzten und Ermordeten lebendig halten.

Heike Engelhardt begrüßte besonders die Mitglieder der Familien, die ein Opfer des Nationalsozialismus als Angehörige zu beklagen haben und erinnerte an den jüngst verstorbenen Altbundespräsidenten Roman Herzog, der den 27. Januar, den Tag, an dem 1945 Alliierte das KZ Auschwitz befreit haben, als nationalen Gedenktag ausgerufen hatte.

„Warum haben wir uns heute hier eingefunden, warum gedenken wir der Opfer?“, fragte die Kreisvorsitzende. Sie bezeichnete Forderungen nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“, wie sie jüngst ein Politiker geäußert hatte, als „eine Ungeheuerlichkeit, angesichts des unermesslichen Leides, das durch Deutschland über Millionen von Menschen in Deutschland und in Europa gekommen ist“. Die Antwort auf ihre Frage nach dem Grund der Versammlung gab sie selber: „Weil wir es nicht zulassen dürfen, dass die Opfer des Nationalsozialismus ein weiteres Mal verhöhnt werden. Weil wir es nicht zulassen dürfen, dass die Mahnmale und Denkmäler, die an diese Opfer erinnern, beschmutzt werden.“

Die Bundestagskandidatin berichtete über die akribisch geplante Mordaktion an geistig Behinderten und psychisch Kranken, die in der Berliner Tiergartenstraße 4 und dann über die Innenministerien und schließlich die Anstalten organisiert wurde. Vom Sitz der Organisation leitete sich auch der Name „T 4-Aktion“ ab. „Und dann fahren im ganzen Land graue Busse in die Tötungsanstalten. 70000 Menschen wurden 1940 und 1941 in der Zentralen T 4-Aktion ermordet. Die Angehörigen bekamen Trostbriefe. Oft wurden ein falsches Sterbedatum, ein falscher Sterbeort angegeben“, berichtete Heike Engelhardt.

Sie erwähnte, dass aus der Gemeinde Baienfurt 10 ermordete Frauen und Männer bekannt seien, sechs davon wurden in Grafeneck im Tötungslager mit Kohlenmonoxid grausam umgebracht. Sie verwies auf die von Uwe Hertrampf zusammengetragenen Informationen, die im Denkort Baienfurt im NS-Gedenkstättenkuratorium dokumentiert sind.

Über drei dieser Opfer erfuhren die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung Näheres. Recherchiert hatten diese Detailinformationen Brigitta Wölk und eine Gruppe aus den Weissenauer Werkstätten des ZfP. Sie hatten ein Hörspiel erarbeitet, das ebenfalls an dem Abend vorgespielt wurde. Nach der offiziellen Gedenkstunde, an deren Abschluss Heike Engelhardt die Namen und Kurzschicksale aller zehn Opfer vortrug, diskutierten die Gäste noch intensiv.

Sie wollen die Erinnerung wachhalten und wachsam bleiben, wenn heute davon die Rede ist, dass Manche unsere Unterstützung und Solidarität nicht verdient hätten, wenn Menschen ausgegrenzt werden. „Wenden wir uns dagegen, dass unsere Gesellschaft verroht“, sagte Heike Engelhardt zum Abschied.

 

Für den Vorstand

Brigitta Wölk

 

 

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